Die Rotenberger Kirche St. Nikolaus wurde zum Opernhaus

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In der dritten Januarwoche zogen in der Schlossbergschule Rotenberg die Opernretter ein. Eine ganze Projektwoche lang stellten die Grundschülerinnen und Grundschüler unter Anleitung von professionellen Opernsängern und Theaterleuten und mit Hilfe ihrer Lehrerinnen alles auf die Beine, was man für eine erfolgreiche Operninszenierung braucht. Die Kinder wurden zu Schauspielern, Sängern, Intendanten, Souffleuren, Kostümbildnern … Da die 16 Hauptdarsteller den Text für ihre Rollen schon vor den Weihnachtsferien bekamen, konnte auch direkt intensiv an der Ausgestaltung gefeilt werden. Einmal ganz in die Welt der Oper eintauchen und sich gemeinsam mit den Berufsmusikern von den wundervollen Arien aus Mozarts Zauberflöte begeistern lassen wurde zum ganz besonderen und faszinierenden Erlebnis für alle. Mit spielerischen Übungen zur Atmung, Stimme und Artikulation wurde das Bewusstsein für den eigenen Körper geschärft. Die Profis zeigten den Kindern zudem, was hilft, um Lampenfieber und Nervosität auch im Alltag in den Griff zu bekommen. Durch die Interaktion und das Zusammenspiel mit den Mitschülerinnen und Mitschülern lernten die Kinder, wie wichtig es ist, sich aufeinander verlassen zu können, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Das ist eine Erfahrung, die das soziale Miteinander nachhaltig stärkt und verändert. 

Als krönenden Abschluss präsentierten alle Kinder der Schlossbergschule zusammen mit den Profis am 20. Januar die Kinderoper „Papageno und die Zauberflöte“ in der Kirche St. Nikolaus in Rotenberg. Die beiden Aufführungen brachten das Publikum zum Staunen. Grandios agierten Opernsängerin Anna Katharina Eufinger und Opernsänger Frederik Baldus mit den Kindern und brachten eine kurzweilige wunderbare 80-minütige Inszenierung auf die Bühne, die schwer in Worte zu fassen ist, weil soviel Magie, Zauber und Begeisterung in der Luft lagen. Es zeigte, wie viel in unseren Kindern steckt, wenn man solche Chancen ergreift. Landtagsabgeordnete Christiane Staab, die bei der Generalprobe “Mäuschen spielen durfte” brachte es auf den Punkt: “Es war unglaublich, wie Sopranistin und Bariton die Jungs und Mädels in ihren Bann und in das Spiel gezogen haben.” Auch das Publikum wurde bei der Feuer- und Wasserprüfung aktiv und stellte die beiden Elemente mit unzähligen – von den Kinder hergestellten – roten und blauen Stabkreppbändern dar.

Für die meisten Kinder war der fünftägige Workshop die erste Berührung mit der Kunstform Oper. Finanziert wurde dieses große Unternehmen von knapp 10000 Euro zur Hälfte vom Freundeskreis der Schule, vom Landesprogramm „Lernen mit Rückenwind“ und durch eine großzügige Spende über 1000 € von der Sparkasse Heidelberg. Rektorin Ulrike Biesel-Weidig zeigte sich nach den Aufführungen “seelig”, denn ein langjähriger Wunsch ist mit diesem Tag in Erfüllung gegangen. Sie bedankte sich bei den Sponsoren und der Pfarrgemeinde, dass in diesen “Heiligen Hallen” so etwas Bezauberndes stattfinden konnte. Ein großes Dankeschön ging auch an die Mitarbeiter des Bauhofs der Stadt Rauenberg, welche – trotz heftigem Wintereinbruch am Donnerstag – die Bühne am Freitagmorgen in aller Früh aufbauten und am Samstagabend wieder abbauten. Zahlreiche gefaltete Spendengelder flogen in die Geigenkästen, die die Papageno-Pärchen an den Ausgängen bereit hielten und lassen nun die Hoffnung aufkommen, dass so ein großes Unternehmen in vier Jahren wieder angegangen werden könnte. Bei heißem Glühwein und Kinderpunsch stand man am Ende des Tages bei schönstem Winterwetter noch gemütlich im Ortskern zusammen und ließ die Eindrücke wirken.

Dass die Opernretter hinter ihre “Rettungsmission” ein “erfolgreich beendet” setzen können, hört man im Schulhaus: dort trällern die Kinder auf dem Weg zum Pausenhof neuerdings die Rachearie. Und die Kinder der Klasse 4 werden ihre Klassenfahrt mit Übernachtung im Mai nach Karlsruhe machen, um dort am Abend die dreistündige Aufführung der Zauberflöte im Staatstheater anzuschauen – was will man mehr?

Unvergesslich!